AR Graffiti und Street Art
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AR Graffiti und Street Art

AR Graffiti und Street Art

Nickolas Menescal

Das überraschende Beziehungsdreieck von Kunst, Vandalismus und Technologie 


Street Art und Graffiti können in ihrer ermächtigenden Beschaffenheit nicht nur sehr stark politisch, sondern auch rebellisch und proaktiv polarisieren. Wie sieht die Zukunft von Augmented Reality Street Art und -Graffiti aus, wenn diese dank neuer Technologien den Mainstream erobern?




Von Graffiti zur Straßenkunst


Beim Hören des Wortes „Graffiti“ assoziieren viele unter uns die damalige Tagging-Kultur der 60er-Jahre. Während dieser Epoche wurden in New York und Philadelphia Territorien und Gettos markiert. Folgt man den verschiedenen Umschreibungen von „Graffiti“ in Wörterbüchern, ergibt sich im Kontext „das Schreiben und Zeichnen auf Wänden im urbanen Raum“. Tatsächlich handelt es sich aber keineswegs um eine neumodische Erscheinung, denn die Ursprünge dieser Praxis reichen in die Zeiten der alten Römer und sogar der Mayas zurück. Trotz dieser relevanten Fakten ist und bleibt für manche Graffiti einfach nur Sachbeschädigung im öffentlichen Raum.

Die Parallele von Graffiti und Vandalismus steht außer Frage. In einer kollektiven Schlussfolgerung wird unerlaubtes Bemalen von Wänden oder Zügen mit Vandalismus gleichgesetzt, da Sachbeschädigung eine strafbare Handlung ist. In diesem Fall verwehrt man Graffiti die Anerkennung als Straßenkunst. Diese Umstände zwangen Graffiti-Künstler in die unverzichtbare Anonymität, denn wer sich erwischen ließ, musste mit durchaus unangenehmen Folgen rechnen.

Schon lange geht es bei Graffiti nicht mehr um die reine Signalisierung von Territorialherrschaft. Graffiti-Künstler definierten sich im Wandel der Zeit neu und schufen in Handarbeit ästhetisch ansprechende politische und proaktive Werke an den Wänden im Dickicht der Großstadtdschungels. Erstmals fand Graffiti in den 80er-Jahren Aufmerksamkeit und Anerkennung in der Welt der Kunst. Der Spagat zwischen Straße und Galerie war gelungen. Nicht nur ein neues Genre war geboren, aus Graffiti wurde Street Art und damit wurde auch der Wandel der allgemeinen Wahrnehmung nachhaltig verändert.

 
"Etnias" Werk mit dem Titel "Todos Somos Um" (We Are All One), welches in Rio de Janeiro für die Olympischen Sommerspiele 2016 von Eduardo Kobra kreiert wurde - ein perfektes Beispiel, wie Street Art nun gefördert statt missbilligt wird. Das Kunstwerk hält den Weltrekord als größtes Graffiti aller Zeiten.


 
Es wurde argumentiert, dass diese Kreation dem Spirit von Street Art widerspricht. Man unterstreicht dabei die Tatsache, dass Graffiti auf die Straße gehört und nicht hinter verschlossenen Türen oder Vorhängen gedeihen kann. Im Gegenzug etabliert sich Street Art in Galerien als fixer Bestandteil in der Welt der Popkultur. Essenzielle Künstler wie Basquiat, Daze, Banksy, Lady Pink, Keith Haring und viele andere haben hierfür ein umfangreiches Erbe hinterlassen. Durch soziale Medien wurde der Durchbruch dieser Künstler aus dem Untergrund in den Mainstream gehyped.

"Irony of Negro Policeman" von Jean Michel Basquiat, einer Ikone der Street Art und Popkultur.

 
Es ist eine ironische Tatsache, dass Street Art, deren Ursprung in der amerikanischen Protestkultur und politischen Statements liegt, mittlerweile so stark im Mainstream verankert ist. Daraus resultiert eine großartige Chance. Im Wandel der Zeit war Kunst privilegierten Oberschichten vorbehalten, welche diese auch finanzierten. Dank des wachsenden Interesses der Industrie und Werbetreibenden an Street Art haben Agenturen heute die Möglichkeit, für Kampagnen Werke von weniger bekannten Künstlern zu ordern. Diese repräsentieren Kreativität und künstlerische Visionen von und für Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund, die elitäre Exklusivität gehört damit der Vergangenheit an.

Auch wenn Street Art immer mehr Anerkennung findet und als fixer Bestandteil der Popkultur gilt, stößt das eigentliche Wesen der Graffiti- und Tagging-Kultur immer noch auf geringe Akzeptanz. Der vandalistische Beigeschmack von Graffiti könnte sich jedoch mit der Einführung von Augmented Reality Street Art in die Kunstszene drastisch umkehren.



Augmented Reality Street Art und AR-Graffiti


Technologischer Fortschritt hat sich immer parallel auf die Kunst ausgewirkt. Technologie definiert nicht nur, wie Kunst geschaffen wird, sondern auch, wie diese wahrgenommen, geteilt und erworben werden kann. In der Neuzeit hat Technologie die Kunst über das Internet weithin zugänglich gemacht und damit nicht nur die Art und Weise, sondern auch das Tempo, in welchem wir diese konsumieren, nachhaltig verändert. Das gilt auch dafür, wie diese kritisiert und kommentiert wird. Tools, um Kunst zu schaffen, sind allgemein verfügbar und nehmen maßgeblich Einfluss auf soziale Stigmen, welche hinter dem Wunsch stehen, eine künstlerische Karriere zu starten. Aufgrund von Technologie lösen sich diese Stigmen langsam auf.

Über die letzten Jahre hinweg konnten wir die steigende Relevanz von Augmented Reality beobachten, welche in absehbarer Zeit zahlreiche Aspekte unseres Lebens verändern wird. Dazu gehört auch die Art und Weise, wie wir Kunst zukünftig betrachten und erschaffen werden. Augmented Reality erschließt eine virtuelle Welt, welche die Realität widerspiegelt und von uns erkundet werden möchte. Sie ermöglicht es Augmented Reality Graffiti Künstlern, digitale Elemente zu schaffen, um diese in unserem Alltag auf einer Augmented Reality Graffiti Wand zu platzieren. Die neuen Tools, welche Künstlern zur Verfügung stehen, verdeutlichen, wie Augmented Reality Street Art die Kunst optimieren und erweitern wird. Dank der Weiterentwicklung dieser Tools eröffnen sich neue künstlerische Visionen. Prozesse und die Methoden zur Kreation von Kunst unterliegen damit einer dramatischen Veränderung und prägen nachhaltig die kollektive Sichtweise auf digital optimierte Kunstwerke.

Durch Augmented Reality Street Art wird die Tagging-Kultur höchstwahrscheinlich ihre vandalistische Komponente verlieren, denn die virtuellen Tags sind nur dann sichtbar auf einer Augmented Reality Graffiti Wand, wenn diese durch eine Kamera betrachtet wird. Dies bedeutet, dass dem Argument, Graffiti beschädige öffentliches Eigentum, die Grundlage zur Klassifizierung als Straftat genommen wird. Die virtuellen Möglichkeiten von Augmented Reality Street Art ermöglicht es Taggern Signaturen und Symbole absolut barrierefrei zu erschaffen, da diese nicht mehr strikt auf Oberflächen beschränkt sind und sogar in der Luft schweben können.

Im Fall von aufwendiger Street Art auf Wänden verlagert sich der Fokus vom mysteriösen Künstler auf die Location selbst, wo und wie die Kunstwerke subtil versteckt werden können. Diese „Eastereggs“ im urbanen Raum durch Augmented Reality Graffiti Künstler schaffen neue spannende Anreize, Augmented Reality Street Art ausfindig zu machen.


 
Die Metropole São Paulo in Brasilien hat den Ruf, einige der besten Graffiti-Künstler der Welt zu beherbergen. Die dortigen Straßen enthalten eine beeindruckende Menge an urbaner Kunst, welche dafür bekannt sind, den Tourismus anzukurbeln. São Paulo verfügt über ein striktes Verbot von Außenwerbung gemäß eines Gesetzes für eine saubere Stadt. Beiden dieser Umstände machen die brasilianische Großstadt zum perfekten Ort, um Augmented Reality Street Art Werbung zu etablieren und unabhängigen Augmented Reality Graffiti Künstlern, welche von den großen Medien übersehen werden, in den Vordergrund zu rücken. In der deutsche Bundeshauptstadt Berlin herrscht eine vergleichbare Beziehung zur Straßenkunst: Einige der wichtigsten Touristenattraktionen Berlins sind die Graffitis der berühmten East Side Gallery. Warum sollte man also diese Form der Kunst nicht noch attraktiver gestalten und zum Leben erwecken?

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Die East Side Gallery in Berlin: ein politisches Mahnmal, welches von Graffiti-Streetart dominiert wird.

Lange Zeit war Kunst nur dazu da, betrachtet, geschätzt und gestaltet zu werden. Mit der Weiterentwicklung von Technologie und dem fortschreitenden Auftauchen neuer Tools entwickelt sich die Kunst zu etwas, womit interagiert werden kann, anstatt diese einfach nur zu wahrzunehmen.

Unser Bezug und die Wahrnehmung von Graffiti und Kunst im Allgemeinen ist durch die Implementierung neuer Technologien wie Augmented Reality Street Art im ständigen Wandel. Diese Entwicklung  könnte einen enormen Einfluss auf unsere Gesellschaft nehmen, wie z. B. die Befreiung von Graffiti vom Vandalismus durch die Anwendung von Augmented Reality Graffiti im virtuellen Raum. Diese neuen Möglichkeiten, wie Straßenkunst wahrgenommen werden kann, wird durch die Interaktion mit einer Augmented Reality Graffiti Wand radikal verändert und wir dürfen uns bereits auf die Implementierung von AR-Werbung in den Metropolen unserer Welt einstellen.

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